Das Land gilt laut einer Bloomberg Untersuchung als attraktivsten Markt für Investitionen bezüglich der Energiewende auf dem amerikanischen Kontinent.
„Bloomberg New Energy Finance“ hat Chile in seinem „Climatescope 2021“ als den attraktivsten Markt für Investitionen bezüglich der Energiewende auf dem amerikanischen Kontinent eingestuft. In seiner neuesten Version berücksichtigte der im Dezember 2021 erschienene Bericht 136 Länder weltweit, von denen 107 Schwellenländer und 29 Industrieländer sind. Dabei handelt es sich um eine länderspezifische Bewertung, die einen interaktiven Bericht und einen Index für die Eignung für klimabezogene Investitionen bietet. Indem sie so viele relevante Daten wie möglich sammelt, bietet die Untersuchung einen Einblick in die vergangene, gegenwärtige und künftige Fähigkeit der jeweiligen Länder, Kapital für saubere und kohlenstoffarme Energieunternehmen und -projekte (Biokraftstoffe, Biomasse und Abfälle, Geothermie, Solarenergie, Windkraft und kleine Wasserkraftwerke) anzuziehen. Platz eins in Sachen Investitionen in Nord- und Südamerika geht an Chile. Das Land steht ebenfalls mit Kanada an der Spitze der kohlefreien Ambitionen in der Region und ist zudem als der zweitattraktivste Schwellenmarkt der Welt ausgezeichnet worden.
„Das sind großartige Nachrichten, die uns ermutigen, weiter daran zu arbeiten, Chile zu einem Land der sauberen Energie zu machen“, erklärt Annika Schüttler, Project Leader Energy & Sustainability bei der AHK Chile. Und das schmale und lange Land im südlichsten Zipfel der Weltkarte hat gute Chancen dazu! Im Oktober 2021 wurde die neueste nationale Elektromobilitätsstrategie veröffentlicht, die vorsieht, dass bis 2035 100 % der verkauften Fahrzeuge für den Personenverkehr und den öffentlichen Nahverkehr elektrisch betrieben werden sollen. Außerdem sollen bis 2045 100 % der verkauften Gütertransportfahrzeuge Elektromotoren haben. Was die Emissionsfreie Strategie angeht, hat sich Chile in seinem aktualisierten nationalen festgelegten Beitrag (NDC), einem Plan zur Erreichung der Ziele des Pariser Abkommens, verpflichtet, bis 2050 kohlenstoffneutral zu werden. Zudem strebt Chile den Ausstieg aus der Kohleverstromung bis 2040 an und hat einen Zeitplan für die Stilllegung von 50 % der Kohlekraftwerke bis 2025 aufgestellt.
Nicht zu unterschätzen: Dank der hohen Sonneneinstrahlung in den Wüsten des Nordens und der starken Winde im Süden des Landes besitzt Chile beste Voraussetzungen dazu, grünen Wasserstoff mit geringen Kosten zu produzieren. Das Land verfügt außerdem über Infrastruktur wie Gaspipelines und Häfen, um verflüssigten H2 auf Schiffe zu pumpen. Dementsprechend hat das chilenische Energieministerium vor fast zwei Jahren eine nationale Wasserstoffstrategie mit drei Hauptzielen vorgelegt: Bis 2030 den billigsten grünen Wasserstoff auf dem Planeten zu produzieren, bis 2040 zu den drei größten Exporteuren zu gehören und bis 2025 5 GW Elektrolysekapazität im Aufbau zu haben.
Im Rahmen der derzeitigen Energiewende des Landes ist zu erwarten, dass die Erzeugung von Wasserstoff aus erneuerbaren Energien mit der Einführung neuer Technologien zur Verringerung der CO2-Emissionen eine Schlüsselrolle spielen wird. Das Land verfügt über die größte Flotte von Bergbau-LkW der Welt – ein enormes Potenzial zum Einsatz von grünem H2! Chiles geschätztes Potenzial für den Export von mit erneuerbaren Energien hergestelltem grünem Wasserstoff könnte bis 2030 mehr als 8,8 Milliarden US-Dollar betragen. Vor circa einem Jahr, Ende Juni 2021, unterzeichneten Deutschland und Chile übrigens eine Vereinbarung zur verstärkten Zusammenarbeit auf dem Gebiet des grünen Wasserstoffs und kündigten dabei die Gründung einer Arbeitsgruppe an, um tragfähige Projekte für den so genannten “Kraftstoff der Zukunft” zu identifizieren.
„Direkt oder aber über ihre jeweiligen IHKs unterstützen wir als Kammer deutsche Unternehmen, die sich mit ihren Lösungen und Technologien auf dem chilenischen Markt profilieren wollen. Und gerade im Bereich der Energie sind die Aussichten für neue Geschäftsanbahnungen seitens deutscher Firmen noch lange nicht ausgeschöpft. Dabei ist unsere AHK Chile seit fast 106 Jahren tätig und dadurch bestens vernetzt, wovon unsere Mitglieder natürlich profitieren. Was grünen Wasserstoff angeht, gehören wir beispielsweise der H2LAC an, einer 2020 von der GIZ zusammen mit der Weltbank, ECLAC und dem EU-Programm Euroclima+ ins Leben gerufene Kooperationsplattform, die die Entwicklung von grünem Wasserstoff in Lateinamerika und der Karibik ankurbeln soll, um dessen Produktion, Verwendung und Export zu fördern“, so Schüttler.
Was gemeinsame Synergien angeht, blicken beide Länder in der Tat auf über zwei Jahrzehnte Kooperation im Bereich erneuerbaren Energien und Energieeffizienz zurück: Bereits seit 1990 hat sich beispielsweise die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) in Chile engagiert und zu Beginn der Jahrtausendwende erstmals internationale Klimaschutzprojekte aufgelegt. Die Energy Partnership Deutschland-Chile wurde am 9. April 2019 durch die Unterzeichnung einer Absichtserklärung zwischen dem Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK – damals BMWi) und dem chilenischen Energieministerium gegründet und verfügt über ein Vollzeitsekretariat in der Hauptstadt Santiago. Die GIZ, die seit mehr als 10 Jahren erfolgreich mit dem chilenischen Energieministerium zusammenarbeitet, fungiert als Ausführungsorganisation der Partnerschaft, und die AHK Chile bringt ihrerseits die Synergien der wirtschaftlichen Zusammenarbeit ein.
In diesem Kontext wurden unter anderem eine Energy-Challenge organisiert und die Studie „Energy Tansition and Entrepreneurship Opportunities for Startups in the framework of Chilean – German Cooperation“ veröffentlicht. Entwickelt von der AHK Chile mit Unterstützung der Bayerischen Repräsentanz für Südamerika, identifiziert die Untersuchung technologische Schlüsselbereiche der Energiewende für das südamerikanische Land und schlägt konkrete Handlungsansätze zur Förderung des Unternehmertums im Energiebereich und des Technologietransfers zwischen beiden Ländern vor.