Marktchancen für deutsche Technologieanbieter!
Nach Daten der Weltbank lag der Urbanisierungsgrad Chiles mit einer Gesamtbevölkerung von über 19 Mio. Einwohnern im Jahr 2020 bei 88 %. Sowohl die Bevölkerungszahl als auch der Wohlstand der Bevölkerung zeigten in den letzten Jahren ein positives Wachstum. Folglich stieg auch das Abfallvolumen kontinuierlich an. Die Weltbank geht für Chile 2025 von einer Verdopplung der Siedlungsabfälle im Vergleich zu 2012 auf 26.493 Tonnen pro Tag aus. Der chilenische Markt für Recycling und Abfallwirtschaft bietet somit interessante Geschäftsmöglichkeiten für deutsche Unternehmen!
Abfallpolitik bietet neue Chancen für grüne Anbieter
Seit 2005 wird in Chile 2005 eine umfassende Abfallpolitik realisiert, die insbesondere in dem 2016 verabschiedeten Gesetz zur erweiterten Produzentenverantwortung, dem „Ley REP“, festgeschrieben wurde. Hierdurch haben sich neue Möglichkeiten für Dienstleistungen und Technologien grüner Anbieter ergeben. Mit der Nationalen Strategie für Bioabfälle hat Chile sich zudem das ehrgeizige Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2040 deren Verwertung auf 66 % zu steigern. In diesem Zusammenhang wurden Zwischenziele definiert, deren Umsetzung bis 2030 geplant sind. So sollen etwa durch die Errichtung von Kompostanlagen im öffentlichen und privaten Sektor 30 % der auf Gemeindeebene anfallenden Bioabfälle verwertet werden.
Betrachtet man die fünf Stufen der Abfallwirtschaft, befindet sich Chile momentan zwischen Stufe 2 („Zuverlässige Sammlung und bessere Deponien“) und 3 („Getrenntsammlung und Sortierung“) und somit am Übergang von der Abfallentsorgung hin zu einer Kreislaufwirtschaft. Es wurde bereits eine Basis geschaffen, auf der Sensibilisierungsmaßnahmen, schärfere Umweltgesetze und Regularien aufbauen können, um den Weg für den Einsatz moderner GreenTech-Technologien zu ebnen.
Was wird gebraucht?
Chile möchte die Recyclingrate von aktuellen 11,8 % auf 30 % erhöhen, jedoch fehlen dem Land Technologien zur Abfalltrennung und -sammlung, Abfallbehandlung und energetischen Nutzung. Die Abfallentsorgung erfolgt überwiegend auf Deponien. Auch Sortieranlagen gibt es noch nicht. Beispielsweise verfügt Chile lediglich über Kapazitäten zur Behandlung von 23 % der ca. 31.900 t Kunststoffabfall, die in Chile pro Monat erzeugt werden. In der Praxis behandelt werden jedoch nur 9 % des Kunststoffabfalls. Die 10.8670 t Elektroschrott sowie die 465 t Haushaltsbatterien, die pro Monat anfallen, können derzeit nicht in Chile behandelt werden, sondern werden bestenfalls gelagert. Da diese Produktgruppen vom neuen Gesetz zur Erweiterten Produzentenverantwortung betroffen sind, werden hier dringend Lösungen und Technologien benötigt, vor allem:
- Know-how und entsprechende Anlagen für Entsorgungskonzepte und Recycling-Technik
- Beratung, Organisation und Aufbau von Verwertungssystemen für Kreislaufwirtschafts-Wertschöpfungsketten
- Lieferung von Komponenten
- Beratung zu Zertifizierung und Bestimmung von Materialien
- Umsetzung der Anforderungen der EPV in den Bereichen Verpackungen und Pfandsysteme
- Kunststoffsortier- und Verwertungsanlagen
- Verwertungsanlagen für andere Verpackungsabfälle (z. B. Aluminium und Tetrapak)
- Beratung und Lösungen rund um das Thema Ecodesign.
Deutsch-chilenische Synergien
In der AHK Chile wurde der Umweltbereich stark ausgebaut: Die Themen ergänzen das bisherige Leistungsportfolio in den angrenzenden Bereichen Energie, Klima und Bergbau. Die Kammer ist im Rahmen der deutschen Exportinitiative Umwelttechnologien Teil der Chambers for GreenTech des BMUV.
In Zusammenhang mit der nationalen Strategie für organische Abfälle und einer „Circular Economy Roadmap“ gründete die AHK Chile im Jahr 2020 eine bilaterale Arbeitsgruppe. Deutsche ExpertInnen nahmen neben Vertretern aus Kommunen, Verbänden, Unternehmen, NGOs, StartUps sowie dem chilenischen Umweltministerium an binationalen virtuellen Treffen teil, um konkrete Lösungen für Herausforderungen auf dem Weg zur Kreislaufwirtschaft zu erarbeiten. Exemplarisch dafür stehen die Logistik der Verwertung organischer Abfälle oder neue zirkulare Konzepte für Verpackungen. Die Arbeitsgruppe für Kreislaufwirtschaft konzentrierte sich auf organische Abfälle und Verpackungen, da diese einen hohen Prozentsatz des gesamten Haushaltsmülls ausmachen und gleichzeitig eine Recyclingquote aufweisen, die in Chile immer noch sehr niedrig ist.