Das Projekt der AHK Chile soll mit deutschem Know-How zur Erreichung der angestrebten Ziele beitragen.
Etwa 60 % der in chilenischen Haushalten anfallenden Abfälle sind organische Abfälle, die, da sie nicht getrennt werden, mit anderen Abfällen vermischt im Müll landen. Auf diese Weise werden nicht nur die Deponien unnötig belastet, sondern auch wertvolle Ressourcen buchstäblich in die Tonne geworfen. Mit Instrumenten wie der Nationalen Strategie für organische Abfälle (ENRO) wird versucht, die Art und Weise, wie wir uns als Gesellschaft organisieren, um mit dem von uns erzeugten Abfall umzugehen, zu ändern. Bei diesem dringenden Übergang zur Kreislaufwirtschaft werden die Kommunen und Gemeinden Chiles eine Schlüsselrolle spielen.
Laut einem Bericht über den Zustand der Umwelt vom chilenischen Umweltministerium (Quinto Reporte del Estado del Medio Ambiente, 2019) wurden 2017 in Chile 23 Millionen Tonnen Abfall erzeugt, von denen 7,9 Millionen Tonnen auf feste Siedlungsabfälle aus Haushalten sowie aus Messen, Parks und Gärten, Restaurants, Cafeterias und kleinen Unternehmen zurückzuführen sind. Etwa 58 % davon sind organische Abfälle, das ist mehr als doppelt so viel wie andere Abfallfraktionen wie Verpackungen (Plastik, Pappe, Glas, Dosen usw.). Das Problem? Derzeit beträgt die Verwertungsquote dieser 4,6 Millionen Tonnen organischer Abfälle pro Jahr nur 1 % der Gesamtmenge.
Der Mangel an technischen Kapazitäten auf Seiten der Kommunen und an Finanzierungsmöglichkeiten für die Förderung von Projekten zur Verwertung organischer Abfälle stellen die Haupthindernisse dar - eine Situation, die die AHK Chile ändern möchte. Deutschland verfügt über eine konsolidierte Erfahrung mit der getrennten Sammlung von organischen Abfällen, die bereits 1985 eingeführt wurde. Drei Jahrzehnte später, im Jahr 2015, wurde auch die Verpflichtung zur Trennung von organischen Haushaltsabfällen aufgenommen, wodurch die Verwertung von organischen Abfällen von 0,75 Millionen Tonnen im Jahr 1985 auf 15,82 Millionen Tonnen im Jahr 2017 gesteigert werden konnte.
In Chile sollen bis 2040 66 % der auf kommunaler Ebene anfallenden organischen Abfälle verwertet werden, mit Zwischenzielen wie einer Quote von 30 % bis 2030. "Die Veränderungen kommen und sie kommen schon bald", erklärt Annika Schüttler, Project Leader Energy & Sustainability bei der AHK Chile. Auf kommunaler Ebene wird die regionale Umweltbehörde (SEREMI de Medio Ambiente) die Gemeinden dabei unterstützen, ihre eigenen lokalen Strategien für die Kreislaufwirtschaft und das Abfallmanagement zu entwickeln und sie in ihre kommunalen Entwicklungspläne einzubinden.
"Bis zum ersten Quartal 2023 muss jede Gemeinde ihren eigenen Fahrplan entwickeln. Um diesen Prozess zu unterstützen, haben wir in der letzten Jahreshälfte 2021 unser Projekt gestartet", erklärt Schüttler.
Das von der AHK Chile mit Unterstützung des Beratungsunternehmens BlackForest Solutions durchgeführte Projekt ist das vierte, das die Kammer im Rahmen der Exportinitiative Umwelttechnologien des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz in dem Land durchführt und wird auf Empfehlung des chilenischen Umweltministeriums in den Gemeinden San Javier, Rio Claro und Parral umgesetzt.
Die Projektleiterin weist darauf hin, dass dabei "die Situation dieser Gemeinden im Hinblick auf die Kosten, die sie für die Bewirtschaftung und Entsorgung ihrer Abfälle aufbringen müssen, berücksichtigt wurde; und zum anderen eine Situation, die nicht ausschließlich, aber dringend in diesen drei Gemeinden besteht, nämlich die Tatsache, dass die Deponien einen Sättigungspunkt erreichen".
Die gemeinsame Arbeit mit diesen drei Gemeinden umfasst Studien über den Status quo der Bewirtschaftung organischer Abfälle und technische Beratung zur Unterstützung der Ausarbeitung von Aktionsplänen für die Bewirtschaftung und Verwertung organischer Abfälle. Darüber hinaus umfasst das Projekt bis Ende 2022 regelmäßige Arbeitsgruppetreffen zum Erfahrungsaustausch sowie eine Reihe von virtuellen Study Tours nach Deutschland, die Vertretern aller chilenischen Gemeinden offenstehen und an denen sowohl das chilenische Umweltministerium als auch deutsche Experten teilnehmen.