AHK Chile
Bergbau und Rohstoffe

Deutsch-Chilenisches Forum für Bergbau und mineralische Rohstoffe 2022

04.11.2022

„Deutsch-Chilenische Rohstoffkooperation: Strategische Partner in einem neuen globalen Kontext“

Organisiert vom Kompetenzzentrum Bergbau und Rohstoffe der AHK Chile und gefördert vom chilenischen Bergbauministerium sowie dem deutschen Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz fand am 2. November im Hotel W in Santiago eine Neuauflage dieses binationalen Forums statt. Repräsentanten deutscher und chilenischer Behörden sowie Experten und Vertreter des Bergbausektors aus beiden Ländern tauschten ihre Ansichten zum Thema „Deutsch-Chilenische Rohstoffkooperation: Strategische Partner in einem neuen globalen Kontext“ aus.

Fast zehn Jahre nach der Unterzeichnung des deutsch-chilenischen Kooperationsabkommens für Bergbau und mineralische Rohstoffe hoben Experten beider Staaten die Vorteile dieser Allianz hervor, um Nachhaltigkeitsziele zu erreichen, technologische Entwicklungen voranzutreiben und Herausforderungen im Zusammenhang mit der wachsenden Nachfrage nach mineralischen Rohstoffen zu bewältigen.

Ein Bergbau, der zur nachhaltigen Entwicklung beiträgt ohne die Umwelt zu schädigen und Mehrwert schafft macht es erforderlich, mehrere Aspekte gleichzeitig zu berücksichtigen: Effiziente Technologien, wassersparende Abbaumethoden, nachhaltige Verhüttung, langfristige Planung und Folgenabschätzung, Prognosen unter Berücksichtigung der Umweltbelastung, Abfallverwertung, Rekultivierung von Flächen, Normen für Abraumhalden sowie die Ausbildung von Arbeitskräften, die auf die Herausforderungen der Branche vorbereitet sind.

Chile hat die große Chance, seine strategische Bedeutung als nachhaltiger Lieferant von Kupfer, Lithium und anderen Rohstoffen zu nutzen, um einen entscheidenden Beitrag zur grünen Wende in der Weltwirtschaft zu leisten. Dies kann aber nur der Fall sein, wenn man sich auf jeder Stufe der Wertschöpfungskette der Nachhaltigkeit verpflichtet, wie die wachsenden Anforderungen nicht nur seitens der lokalen Gemeinschaften, sondern auch der Abnehmerländer zeigen.

„Wir sind überzeugt, dass mineralische Rohstoffe und damit der Bergbau unverzichtbar sind, wenn wir über eine Zukunft mit erneuerbaren Energien, Elektromobilität und emissionsarmer Wirtschaft sprechen wollen. Deutschland benötigt Bodenschätze, damit sich die erneuerbaren Energien und die Elektromobilität weiterentwickeln können. Und Chile ist nicht nur ein Land, das viele Möglichkeiten für die Nutzung sauberer Energie bietet, sondern über große nutzbare Vorkommen an strategischen Rohstoffen, insbesondere Kupfer und Lithium verfügt. Es ist also klar, dass wir die Synergien nutzen und unsere Partnerschaft weiter vertiefen müssen“, unterstrich Cornelia Sonnenberg, Hauptgeschäftsführerin der AHK Chile, in ihrer Eröffnungsansprache.

Willy Kracht, Staatssekretär beim chilenischen Bergbauministerium, betonte seinerseits: „Der Wandel in der Art und Weise, wie der Bergbau betrieben wird, erfordert koordinierte Anstrengungen und die Entwicklung technologischer Lösungen, die dazu beitragen werden vom Extraktivismus zu einem Modell überzugehen, das stärker auf der Entwicklung von Wissen basiert, in diesem Fall für die Bergbauindustrie. Dies ist eine klare Chance für die deutsch-chilenische Zusammenarbeit, vor allem was technologiebasierte Zulieferer anbetrifft“.

Dr. Peer Hoth, Leiter des Referates Rohstoffstrategie und mineralische Rohstoffe des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz, ging auf Möglichkeiten der Zusammenarbeit ein und hob dabei Aspekte wie die nachhaltige Rohstoffverarbeitung, Rohstofftechnologien, Automatisierung, Digitalisierung, spezielle Umweltaspekte (Grubenwasseraufbereitung, Umgang mit Tailings) und die Nutzung von "Abfallstoffen" (wie Silikaten) für andere Industriezweige (Bau, Glas, Keramik) hervor. Auch in der Zusammenarbeit zwischen Geologischen Diensten und Universitäten bzw. Forschungseinrichtungen sieht er große Chancen. Zudem sei Deutschland führend im Bereich Landrehabilitierung – ein Thema, das in Chile immer präsenter ist.

Michael Schmidt, Lithiumexperte der Deutschen Rohstoffagentur DERA, setzte den Akzent auf aktuelle globale Herausforderungen, die einen erhöhten Bedarf an Rohstoffen erfordern. High-Tech-Metalle für eine grüne Wende der Wirtschaft sind unabdingbar, um Zukunftstechnologien voranzutreiben. In Anbetracht der dynamischen Entwicklung der Elektromobilität, spielt die Frage der Rohstoffbeschaffung und Rohstoffsicherung auf lange Sicht eine wichtige Rolle für den Industriestandort Deutschland.

Marcela Angulo, Direktorin der Zweigstelle der Universität Concepción in Santiago, Vizepräsidentin von Minnovex und Mitglied des Kupfer- und Bergbau Zentrums (CESCO) präsentierte die Ergebnisse einer umfassenden Studie, die von einer 150-köpfigen multidisziplinären Expertengruppe verfasst wurde und aufzeigt, wie Chile Spitzenreiter im grünen Bergbau werden soll.

Achim Constantin, Projektleiter des Projekts MinSus-BGR zeigte konkrete Möglichkeiten der internationalen Zusammenarbeit für einen nachhaltigen Bergbau in der Andenregion auf. Seit 2016 läuft diese Initiative, dessen nationale Partnerinstitutionen u.a. Umwelt- und Bergbauministerien, andere staatliche Aufsichts- und Genehmigungsbehörden, geologische Dienste, Verbände der Bergbauindustrie und Nichtregierungsorganisationen aus der Zivilgesellschaft sind.

Für CESCO-Direktor Jorge Cantallopts besteht für Chile die Chance, eine weltweit führende Rolle bei der Versorgung mit wichtigen Materialien für die Dekarbonisierung zu übernehmen. Dabei dürfte der nachhaltige Bergbau zum Motor der wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Entwicklung des Landes werden. Das Zentrum für Kupfer- und Bergbaustudien, das er leitet, schätzt Aspekte wie F&E&I, eine fortschrittliche Wertschöpfung, mehr Dialog, Selbstverpflichtung und Institutionalisierung als das A und O um dieses ehrgeizige Ziel zu erreichen.

In einer abschließenden Gesprächsrunde, die von der Leiterin der Bayerischen Repräsentanz für Südamerika, Pamela Valdivia, moderiert wurde, vertieften die Redner die Debatte um die Chancen für die deutsch-chilenische Zusammenarbeit im Bergbaubereich. Anschließend nutzten die rund 150 Teilnehmer die Gelegenheit, bei einem Netzwerk-Mittagessen neue Kontakte zu knüpfen und die Gespräche zu vertiefen.

 

Das jährlich von der AHK organisierte Forum wurde im Rahmen des 2013 zwischen beiden Ländern unterzeichneten deutsch-chilenischen Kooperationsabkommens für Bergbau und mineralische Rohstoffe ins Leben gerufen. Die deutschen Rohstoffkooperationen entstanden im Zusammenhang mit der Veröffentlichung der ersten deutschen Rohstoffstrategie im Jahr 2011. Damals standen die Sicherheit und der Zugang zu strategischen Bodenschätzen für die deutsche Wirtschaft im Mittelpunkt des Interesses. Ein Jahrzehnt später ist das Thema aktueller denn je.

Präsentationen:

  1. BMWK - Dr. Peer Hoth
  2. BGR/DERA - Michael Schmidt
  3. UDEC - Marcela Angulo
  4. CESCO - Jorge Cantallopts
  5. MinSus / BGR - Achim Constantin

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