Die Bestrebungen der Länder der Europäischen Union für eine kohlenstoffneutrale Industrie im Jahr 2050 decken sich mit dem Ziel Chiles, bis zum gleichen Zeitpunkt zu einem nachhaltigeren Bergbau überzugehen.
Mit dem "Green Deal" will die Europäische Union bis zum Jahr 2050 eine kohlenstoffneutrale, nachhaltigere Industrie mit starkem Fokus auf Umweltaspekte erreichen. Wie diese Strategie dem chilenischen Bergbau neue Impulse verleihen kann, stand im Mittelpunkt des 9. Deutsch-Chilenischen Forums für Bergbau und mineralische Rohstoffe der AHK Chile.
Eröffnet wurde die Veranstaltung vom chilenische Bergbauminister Baldo Prokurica und von Elizabeth Winkerlmeiear-Becker, Parlamentarische Staatssekretärin beim BMWi. Als Key Note Speaker des Forums war Gerardo Herrera eingeladen, Policy Officer im Referat Energieintensive Industrien und Rohstoffe in der Generaldirektion Binnenmarkt, Industrie, Unternehmertum und KMU der Europäischen Kommission.
Es folgten Fachvorträge von Annika Glatz, Project Leader Mining, Raw Materials and Sustainability der AHK Chile, sowie Stefan Debruyne, Business Development Director des chilenischen Chemiekonzerns SQM. An einem anschieβenden Diskussions-Panel nahmen auβerdem Dr. Peter Buchholz, Leiter der Deutschen Rohstoffagentur (DERA), Marie Christine von Hahn, stellvertretende Vorsitzende des Ausschusses für Rohstoffpolitik des Bundesverbandes der Deutschen Industrie e. V. (BDI) , Marco Riveros, Executive Vice President der chilenischen Kupferkommission (Cochilco) und Javier Coopman, Chef des Ministerbüros des chilenischen Bergbauministeriums teil.
Während der Veranstaltung wurden die Details des Aktionsplans für kritische Rohstoffe als Teil des "Green Deal" vorgestellt. Dieser Plan beinhaltet drei Hauptziele: Diversifizierung der Versorgung, Steigerung der Eigenproduktion und der Verarbeitung in Europa sowie Förderung der Kreislaufwirtschaft. Diese Ziele stimmen mit den Bemühungen Chiles um einen verantwortungsvollen Bergbau überein.
In diesem Zusammenhang hob Bergbauminister Baldo Prokurica die Unterstützung verschiedener deutscher Institutionen hervor, die beim Übergang zu einer nachhaltigeren Wirtschaft mit Chile kooperieren.
"Als Bergbauministerium werden wir den Technologietransfer deutscher Unternehmen in den chilenischen Bergbau weiterhin unterstützen, ebenso wie wir in unserem Land das deutsche Modell der dualen Berufsausbildung fördern werden, das für den Übergang zum Bergbau 4.0 unabdingbar ist", so der Minister.
Auch Elisabeth Winkerlmeiear-Becker unterstrich die guten Beziehungen zwischen beiden Ländern als Grundlage für die Arbeit an gemeinsamen Zielen.
"Der Green Deal der Europäischen Union ist mit der Rohstoffpolitik Chiles eng verbunden. Für das, was wir bis 2050 im Bereich Energie erreichen wollen, ist es sehr wichtig, die engen Beziehungen zwischen unseren Ländern zu festigen". Sie betonte gleichzeitig das Interesse der deutschen Behörden, das Projekt von Siemens zur Herstellung von grünem Wasserstoff mit Windenergie in Chile zu unterstützen.
Gerardo Herrera informierte detailliert über die Europäischen Rohstoffallianz, durch die in Kooperation mit den EU-Mitgliedstaaten neue Bergbau- und Verarbeitungsprojekte erschlossen sowie Forschung und Innovation unterstützt werden sollen. Die Versorgung der EU mit lediglich in Drittstaaten vorkommenden kritischen Rohstoffen soll durch die Etablierung internationaler Partnerschaften gesichert werden.
Annika Glatz präsentierte das Projekt RE-Sourcing (2020-23) und dessen Auswirkungen auf die deutsch-chilenische Zusammenarbeit. Das von der EU geförderte Projekt ist Teil des Green Deal der Euopäischen Union und wird von einem Konsortium aus 12 Institutionen realisiert, zu denen auch die Kammer gehört.
Wert der gemeinsamen Arbeit
Für Gabriele Lothholz, Präsidentin der AHK Chile, war das Forum eine exzellente Möglichkeit, um die gemeinsame Arbeit zwischen beiden Nationen zu stärken, deren nachhaltige Ziele in die gleiche Richtung weisen.
"Chile verfügt über für Europa unverzichtbare Mineralien, und dabei sprechen wir nicht nur von Kupfer. Hier könnte das Land seinen Status als strategischer Handelspartner für Deutschland und die EU weiter ausbauen. Kritische Rohstoffe werden u.a. für die Produktion von Solarzellen, Elektroautos und Batterien benötigt. Es geht also um Komponenten, die für die Herstellung dieser Art von Produkten unverzichtbar sind“, so Lothholz.
Die Hauptgeschäftsführerin der Kammer, Cornelia Sonnenberg, erinnerte ihrerseits an die Vorteile der strategischen Allianz zwischen beiden Ländern. "Wie Minister Prokurica bereits erwähnte, spiegelt sich die gemeinsamen Arbeit von Chile und Deutschland in einem sehr aktiven Handelsaustausch wider. Im vergangenen Jahr entfielen 44% der chilenischen Gesamtexporte nach Deutschland auf den Bereich Bergbau, mit einem Wert von 364 Mio. US$. Hier waren Kupfer und Lithium am stärksten vertreten. In diesem Sinne ist der Transfer von Technologie und Know-how in diesem Bereich der Schlüssel zur Stärkung der Industrie für beide Länder", sagte sie.